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bis jetzt, obwohl ich bereits die dritte woche hier bin, ist dies mein erster freier nachmittag hier suf dieser mittelmeerinsel. bisher wochentags arbeiten und am wochenende (jetzt so rückblickend gesehen) rastlos die insel erkunden. der erste freie nachmittag, einfach an der sonne in einem bistro am hafen sitzen, ein glas weisswein trinken, lesen, nachdenken, sein, entspannen. und prompt kommen mir einsichten:

als ich damals, mit dreissig, mit a. zusammenkam, kurz nachdem die affaire mit d. gescheitert ist, war ich so dankbar und zufrieden, noch einen mann ohne vorgeschichte haben zu können. einen jungfräulichen, sozusagen. im gegensatz zu d. mit der zu grossen hypothek der gescheiterten beziehung und den kleinen kindern. und im gegensatz zu mir, der sex drugs and rock n roll und vieles weitere die unschuld schon längst genommen hatte.

nun merke ich aber, dass ich genau dafür einen hohen preis bezahle. für die unerfahrenheit von a., denn er musste ja nun seine erfahrungen nachholen....

den hohen preis, mich wieder neu zu finden, in meiner timeline. alles zu verarbeiten. die erinnerung als rein und kostbar zu speichern und die wehmut und den schmerz davon abzulösen.

merke: oft ist der preis zu hoch...

und wir gehören nicht zusammen! er wir diese art lebenserfahrung nie aufholen können. jetzt wieder, dadurch dass er mich verlassen hat und ich gezwungen wurde, erneut so viele erfahrungen zu machen, wie sonst kaum jemand, ist die kluft zu gross. anders als bei d., diese verbindung ist einfach irgendwie zeitlos und wird es bleiben....

es ist eine gratwanderung, welche erfahreungen uns bereichern und welche uns zerbrechen könnten. ich bin wohl bereits mein leben lang eine tänzerin auf diesem seil...

Gott sei Dank kann ich kochen. Jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, koche ich etwas für mich alleine. Ich habe ja sonst nichts anderes zu tun, und um auszugehen bin ich zu müde und nicht mehr interessiert an neuen Bekanntschaften.

So ist das meine Feierabendmeditation.

Gut das es sie gibt :-)

Wow, es ist mir tatsächlich gelungen, heute ein bisschen Distanz zu halten. Einfach zu tun wie ich kann, und dann die Korrekturen hinnehmen. Nicken und Yes Okay sagen. Ich glaube nächste Woche bin ich sogar soweit, noch Thank you zu sagen für die Belehrungen. Wahrscheinlich meint es der Chinesische Arzt auch ganz nett. Vielleicht ist es für ihn auch schwierig mit mir, der ausländischen Studentin. Heute kam eine alte Frau in die Behandlung im Spital, und sie sagte dann, sie sei die Schwester eines bestimmten Mannes. Der Chinese wusste sofort wer. Es muss ein ehemaliger Präsident gewesen sein, soweit ich verstanden habe. Ich habe natürlich keine Ahnung von der Geschichte Maltas. Aber die Chinesen müssen wohl sowas wissen. Jedenfalls wollte er unbedingt ein Foto von sich und der Frau machen. Dies ist wohl wichtig für ihn. Zu zeigen, was er da für eine wichtige Persönlichkeit behandelt hat. Der Chinesische Fahrer erzählte mir, dass er noch ein Geschenk kaufen muss für seinen Leader (ich nehme mal an Parteileader), wenn er dann in einem halben Jahr wieder zurück nach China geht. Ja ich meine, ich bin einfach frei. Mir bedeuten solche Sachen nichts, ich kann tun und lassen, wie ich will. Soviel zu den kulturellen Unterschieden…
Jetzt, da ich wieder Distanz gewonnen habe, konnte ich plötzlich solche Sachen klar wahrnehmen. Gut so. Bin nicht mehr blind im Wirbel meiner Emotionen gefangen. Und so denke ich tatsächlich, habe ich wieder etwas dazugelernt. Denn mich Abgrenzen können ist ein grosses Thema für mich. So hat alles einfach auch sein Gutes.

Dies war ein schrecklicher Tag heute. Unzählige Male kämpfte ich mit den Tränen. Entweder bin ich zu sensibel, mein Ego ist zu gross oder mein Selbstbewusstsein zu klein.

Nachdem ich nun einige Tage mehr oder weniger einfach zugeschaut habe, hiess es heute plötzlich: Diese Patientin behandelst du. Ich meine, obwohl ich seit 10 Jahren eine eigene Praxis habe, und gut davon lebe, meine Aku*punkturausbildung inkl. Diplomarbeit im Juni abgeschlossen habe, komm ich mir vor, als wäre ich der grösste Depp.

Die Art, wie ich meine Patienten behandle, und auch die Art wie es bei uns im allgemeinen mit der Alternativmedizin läuft, unterscheidet sich stark mit der Art der Chinesischen Ärzte. Hier wird in kürzester Zeit das Nötigste getan. Das Wellbeeing der Patienten spielt keine Rolle. Es ist der Arzt, der entscheidet.

Gut, ein paar Tage habe ich nun zugeschaut, ein bisschen assistiert. Nun hiess es plötzlich: diese Patientin behandelst du. Und zwar schnell, verschwende keine Zeit. Die Chinesen Aku*punktieren immer nach einem bestimmten Muster. Und ich denke mir, ich sollte es ihnen gleich tun. Das kann ich aber nicht. Logisch. Ich werde unsicher bei der Punkteauswahl und Lokalisation. Dies blockiert mich. Ich komme mir blöd vor, weiss nicht, was tun.

Sie sagen mir, ich soll diese Elektroakupunkturmaschine anschliessen, ohne mir zu erklären, wie sie funktioniert. Also frage ich nach. Komme mir blöd vor. Ich soll Schröpfen. Zuhause tue ich das mit einer anderen Technik, habe dieses Gerät noch nie benutzt. Anfänger. Ich soll massieren. Ich beginne. Nein, nicht den ganzen Nacken, nur die Schulter. Verschwende nicht deine Zeit. Die kleinsten Arbeiten, die ich verrichte, werden korrigiert. Nicht im Voraus genau erklärt, sondern: tu dies. Nein nicht so.

Keine Ahnung. Liegt es an den kulturellen Unterschieden, bin ich wirklich so blöd oder einfach zu sensibel, oder zu alt für dies. Oder auch einfach zu schwach im Selbstbewusstsein. Ich könnte einen Scheiss drauf geben. Schliesslich habe ich für dieses Praktikum eine Menge Kohle liegen lassen.
Tatsache ist, ich stand den ganzen Tag den Tränen nahe. Nicht sehr lustig und weiss grad echt nicht, wie ich das morgen schaffen werde…

Hinzukommt, dass es mit meiner Unterkunft auch nicht sehr weit her ist. Also alles tiptop. Gute Lage, ich habe alles, was ich brauche. Merke aber, dass meine Vermieterin nur bei Air*B&B ist, weil sie die Kohle nötig hat. Kein Interesse an kulturellem Austausch oder so.

Man könnte jetzt auch meinen, ich sei halt einfach ein Arschloch, weil mich alle so behandeln. Jedenfalls ich meine das auf einer Ebene langsam. Aber, was das Leben mich gelernt hat, und ich mit meinen 42 Jahren weiss jetzt langsam, ich bin ein Mensch, den man mag. Ich bin nett, einfühlsam, ehrlich, direkt, manchmal etwas zu direkt und ehrlich meinen engsten Freunden gegenüber, aber dies wird mitunter auch geschätzt.

Warum also in aller Welt lasse ich mich so verunsichern? Geschichten aus der Vergangenheit? Habe ich da etwas aufzulösen? Sind das alles meine Lehrmeister.

Phuuuu, ich wollte eigentlich die Zeit hier geniessen…

in der Klinik auf der nachbarinsel, wo wir jeweils am mittwoch nachmittag zum aku*punktieren hinfahren, hat es im Innenhof einen orangenhain. dort bin ich heute hin, nach der arbeit, ein paar orangen und mandarinen pflücken. einfach nur schön....

 

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