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Bin ich doch gestern tatsächlich in einen Bach gefallen... Seit meiner Kindheit nie mehr dagewesen. Weil ich ja jetzt so fleissig auf den Vita-Parcour gehe, und dort am Schluss immer ein Schwebebalken ist, den ich locker schaffe, vorwärts und rückwärts und auch zum dehnen noch auf dem schwebe, dachte ich, so nen Baumstamm über einem Bach zu schaffen sei ein Kinderspiel.

Plumps. Nass bis auf die Unterhose bei null Grad und noch eine halbe Stunde bis nach Hause. Und das ohne Dusche oder Badewanne. Brrrrrhh. Gut habe ich ein Wärmekissen.

Irgendwie wars auf verschiedenen Ebenen recht erfrischend ;-).

Oder jedenfalls fast. Dieser Badezimmerumbau bewegt einiges. Wenn nämlich am eigenen gemütlichen Nest gewackelt wird, wackelt plötzlich auch die Seele. Mir war gar nicht bewusst, wie viel Stabilität mir mein Zuhause gibt. Schön dies zu wissen. Und wenn sie jetzt so Rohre herausreissen und Löcher (von 15 cm Durchmesser) durch Decken bohren vom Obergeschoss bis in die Garage runter. Wenn der Eingangsbereich belegt ist mit weisser Abdeckfolie, weil die Handwerker mit schweren Schuhen rein und raus gehen, ja das rüttelt. Und ich bin gefordert, umso mehr bei mir selber zu Hause zu sein. Was dann doch eine gute Übung ist. Und bis jetzt habe ich noch keinen Fliesenleger, aber ich muss einfach vertrauen. Kommt schon gut.

Wenn ich dann abends aus der Praxis nach Hause komme und ich nicht nur kein Bad und keine Dusche mehr habe, sondern überhaupt kein fliessend Wasser, dann könnte ich fast die Nerven verlieren. Und bin gefordert, die innere Ruhe wieder herzustellen. Klar zu denken, Lösungen zu finden. Tja, das ganze Leben ist einfach nur ein Kinderspielplatz zum üben und Abenteuer zu bestehen…

Eine Patientin von mir kommt immer zu spät. 5 Minuten, 10 Minuten, 15 Minuten. Es ist ihr Muster. Hatte noch nen Anruf, der Verkehr, ein Arbeitskollege kam gerade noch… Immer ist etwas. Das ist ihr Muster. Seit langem schafft sie es nicht, bei mir pünktlich zu erscheinen.
Und fordert mich somit heraus, wie ich darauf reagieren soll. Manchmal werde ich ein bisschen sauer. Manchmal möchte ich beleidigt sein. Hei du, du verplemperst meine Zeit. Du nimmst mich nicht ernst. Aber ich bin ja mittlerweilen gross genug, die Verantwortung selber zu übernehmen.
Ich hätte die Freiheit, immer, trotz ihres zuspät kommens, pünktlich die Behandlung abzuschliessen. Sie hat immer den letzten Termin. Also dass der Folgepatient warten muss, kommt mir nicht zu Hilfe.
Trotzdem tu ich es nicht immer. Oftmals behandle ich sie dann doch die ganze Stunde. Fällt mir ja kein Zacken aus der Krone. Es bleibt aber bei mir ein Resentiment. Sie nervt mich ein bisschen. Auch weil ich mit ihr in der Therapie, genau so wenig wie mit dem zuspät kommen, keine grosse Schritte mache. Wir dümpeln sozusagen. Hab ich gar nicht gerne. Mit dümpelnden Patienten verfahre ich oft so, dass ich sie herausfordere deutlicher bei sich hinzuschauen. Entweder geht dann was, oder sie nerven sich ab mir und brechen die Therapie ab. Ist mir dann auch recht. Dümpeln ist so unbefriedigend.
Bei ihr, schaff ich momentan, nein nicht nur momentan, sondern seit längeren, weder noch. Keine Ahnung warum… Ich dümple mit ihr…
Bin ja mal gespannt wie lange das noch so läuft…

Jetzt, im Zusammenhang mit diesem Badezimmer, kommen interessante Verhaltensmuster von mir an die Oberfläche. Irgendwie merke ich, dass ich mich manchmal noch wie ein kleines Kind fühle. Irgendwie habe ich Angst, dass wenn ich etwas falsch mache, dann eine Strafe kommt. Oder ich jemanden verärgere, er mir dann einen Hineinbremst. Ganz schön schreg das Ganze. Nur weil ich etwas tue, was ich noch nie getan habe. Aber zum Glück ist mir das alles bewusst, ich stehe daneben und staune, muntere mich ein bisschen auf und treffe dann doch meine Entscheidungen.

Auch wenn es zum Beispiel so läuft, dass ich im Bauhaus stehe, und die Fliesen dann eine Lieferfrist haben, die das Zeitmanagement fast sprengt und ich mich so nicht entscheiden kann, besonders weil wir noch gar keinen Fliesenleger gefunden haben, unverrichteter Dinge nach Hause gehe, aber dann eine schlaflose Nacht habe. Worauf ich am Morgen wieder ins Bauhaus fahre und die Fliesen trotz allem bestelle. Weil sie einfach schön sind und ich diese will. Auch wenn sie etwas teuer sind und schwierig zu verlegen. Wird schon irgendwie gehen…

letztens war mein Schatz an einem Klassentreffen. Und er erfuhr so den neuesten Tratsch. Und eins davon war, dass R. ein Alkoholproblem hat. Das hat mir sehr leid getan. Nicht dass ich davon nicht schon gewusst habe, ich habe ihn diesen Sommer mal gesehen, vormittags mit Fahne und deutlich bzw. eindeutig aufgeschwemmtem Gesicht und Bierbauch und so. Ja, wenn man gegen die 50 zu geht, zeichnet sich der Lebenswandel ab. Also war das nichts neues für mich, neu war nur, dass so offiziell darüber geredet wird. Nicht sehr schön. Denn R. hat ein eigenes Geschäft und so Gerede ist da wohl auch nicht gerade förderlich.

Meine Schwester, meine Mam und ich waren zusammen essen und im Theater diese Woche, da hab ich ihnen davon erzählt. Denn R. hat seine Lehre bei meinem Vater gemacht, wir kennen ihn daher gut.

Beide meinten einhellig: Ja was, das stimmt sicher nicht. Dummes Gerede. Der R. sei ja so was von okay. Sehr typisch für meine Familie, was uns nicht passt, stimmt einfach nicht. Ich musste sehr über diese Reaktion Lachen und meinte: Ja, ich weiss, wir haben den R. gerne. Und wollen sowas nicht hören. Aber Freunde, leider glaube ich, es ist trotzdem wahr, und es tut mir sehr leid.

Am gleichen Abend wurde klar, dass meine Mam ein Hörgerät braucht. Sie hat nur die Hälfte im Theater verstanden. Vielleicht hört man wirklich mit den Jahren nicht mehr gut, wenn man das Leben lang nur hört, was man hören will…

Vielleicht hat es damit zu tun, dass der Herbst so schön und lange war. Und vielleicht auch mit etwas anderem. Jedenfalls ist es so, dass ich es total geniesse und begrüsse, dass es endlich wieder früh dunkel wird. Und es endlich Tage gibt, die verhangen und verregnet sind. Und dass ich so fühle und darüber schreibe erstaunt mich schon ein wenig.

Über viele Jahre war ich im Winterhalbjahr immer 4-6 Wochen an der Sonne. Und fand das echt der beste Way of Life. Mit meinem jetzigen Schatz ist das nicht möglich, wegen seiner Kinder. Und schnell hab ich gemerkt, dass ohne ihn länger als ein paar Tage verreisen für mich nicht lustig ist.

So versuche ich mich also seither mich den vier Jahreszeiten hinzugeben. Genau zu fühlen, was wann für Energien spielen. Das Überschüssige im Frühjahr, die Sommerhitze und langen Tage im Sommer, die Schönheit und Melancholie im Herbst und jetzt bereits langsam aber gefühlt endlich, nach dem Reichtum von Frühling Sommer Herbst, langsam der Rückzug. Die Einkehr, das Regenerieren.

Und da, ich wenn die Sonne scheint, meine Freizeit wann immer möglich im Freien verbringe, bis diese untergeht und auch der Abendhimmel dunkel ist, wärmt es mir jetzt echt das Herz, drinnen zu sein. In Ruhe ein bisschen abhängen zu können. Das kuschlige herzwärm Gefühl, das ich dabei empfinde ist wirklich fast (oder ganz? Da muss ich noch genau darüber sinnen, es ist zu neu für mich, so neu, dass ich dem noch nicht ganz traue) gleichwertig wie dem, wenn nach einem Winter wieder die Frühlingssonne wärmt.

Und wenn ich, nach genaueren Betrachtung und längerer Beobachtungszeit zum Schluss kommen werde, dass es wirklich ganz gleichwertig ist, welch Gewinn an Lebensfreude das doch wäre.

edit: und vielleicht ist es nur der Trotz. Dass es mir mächtig auf den Keks geht, wenn die Leute immer so viel jammern. Ach jetzt ist es dunkel wenn ich aus dem Haus gehe und auch wenn ich heim kommen. Und ach dieses Sauwetter heute... Bähhh. Das nervt. Da schwimm ich gerne mal gegen den Strom...

Wir orientieren uns am aussen, anstatt an uns selber. Das schwächt uns.

Sich täglich 5 Minuten hinsetzen und in sich hineinfühlen, hineinhorchen, hineinschauen. Den Atem beobachten, wahrnehmen, wie es mir eigentlich geht. Ganz genau.

Wer sich so mit sich selber verbindet und dadurch mehr bei sich zu Hause ist, wird friedlicher und kraftvoller durch die Tage gehen.

 

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